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Der Dorfbarbier

Eine Produktion des
Mädchengymnasium Borbeck und Gymnasium Borbeck

Komische Oper in einem Akt von Joseph Weidmann

Musik von Johann Schenk

Dialogfassung: Oliver Schürmann

Aufführungen am 6. und 7. Februar 1992
in der Aula des Mädchengymnasium Borbeck,
Essen

Lux ist ein außergewöhnlicher Dorfbarbier: Er befreit nicht nur von lästigen Bärten, sondern auch von Krankheiten. Zumindestens jedoch versucht er es, denn seine Wundermedizin ist nicht minder seltsam: Schinken. Nicht alle haben sie überlebt … Doch der Schinken alleine macht ihn nicht glücklich, und so möchte er Suschen, sein Mündel, heiraten. Deren Herz gehört aber nur Joseph. Als Lux um die Hand von Suschen anhält, überstürzen sich die Ereignisse. Die Heirat lässt sich jedoch nicht vermeiden …

Inhalt

Dorfbarbier Lux versteht sich nicht nur aufs Haareschneiden, sondern er kuriert auch mit allerhand Mitteln, unter denen Schinken sich einer gewissen Universalität bei ihm erfreut. Er hat es auf sein schönes Mündel Suschen abgesehen, gerät daher ganz außer sich, als ihm sein Geselle Adam erzählt, dass der Pächtersohn Joseph hinter ihr her sei.

Als Lux Suschen seine Absichten verkündet, verabredet diese mit ihrem Liebsten Joseph und dem Schulmeister Rund einen Plan: Joseph soll tun, als hätte er aus Verzweiflung Gift genommen und als wolle er Suschen zur Erbin seines „unermesslichen“ Vermögens machen. Lux werde dann die doppelte Erbschaft schlucken wollen und zu allem bereit sein. Gesagt, getan! Joseph stellt sich vergiftet; in der Annahme, Suschens sicher zu sein, wenn sie Witwe sei, sorgt Lux eifrig dafür, dass aus Joseph, noch bevor er stirbt, und Suschen ein Paar werden.

In Gegenwart mehrerer Zeugen werden nun die beiden ohne Hindernisse von Seiten des Vormundes ein Paar. Als dies geschehen ist, verzehrt Joseph im Todesschlaf eine große Portion Schinken und ist plötzlich völlig gesund.

Lux schäumt vor Wut und möchte am liebsten die Heirat wieder rückgängig machen. Aber Schulmeister Rund weist ihn darauf hin, dass noch große Aufgaben auf ihn warten und dass er fortfahren solle, die Menschheit mit Schinkenkuren zu beglücken.

Thomas Krieger

Fotos

Besetzung

INSZENIERUNG UND BÜHNENBILDThomas Krieger
MUSIKALISCHE BEARBEITUNG UND GESAMTLEITUNGArne Kovac
  
LUX, ein DorfbarbierArne Kovac
SUSCHEN, sein MündelAngela Dahl
RUND, ein SchulmeisterAndreas Döring
JOSEPH, Sohn eines PächtersOliver Schürmann
ADAM, Barbiergeselle bei LuxSascha Lintermann
MARGARETHE, Witwe eines SchmiedesChristina Detscher
PHILIPPFrank Wilde
und THOMAS, BauernSören Brünninghaus
SCHMIEDThomas Krieger
BAUERNMichael Jansen, Alexander Werner
  
FLÖTEJoanna Lazar
KLARINETTEAnette Heuser
VIOLINEGerald Angstmann
KLAVIERStephan Müller
  
BELEUCHTUNGSimone Treske, Tanja Schloßnikl, Patricia Pennig
SOUFFLEUSEPetra Westerhausen
BAUTENNicole Remy, Heike Rupp, Rabea Selnerat, Thomas Krieger

Autor

Johann Schenk

Johann Baptist Schenk, wie sein voller Name war, lebte von 1753 bis 1836 in Wien, war also ein Zeitgenosse Mozarts. Nachdem er von 1774 bis 1777 Schüler von G. Chr. Wagenseil geworden war, wurde er selbst als Musiklehrer tätig. Dabei unterrichtete er um 1793 heimlich Ludwig van Beethoven. Heimlich deswegen, um den gleichzeitigen und anscheinend oberflächlichen Unterricht J. Haydns nicht bloßzustellen.

Größere Popularität errang er jedoch durch seine Singspiele, von denen „Der Dorfbarbier“ das bedeutendste war. Wenngleich das Werk heute selten aufgeführt wird, findet man es doch in jedem Buch, das die Geschichte der deutschen Oper oder zumindest der komischen Oper beschreibt. Hier wird es stets im Zusammenhang mit Opern von Dittersdorf als Entwicklung einer neuen, süddeutschen neben einer norddeutschen Linie genannt.

Über den „Dorfbarbier“ selbst ist bekannt, dass er sich auf ein altes Lustspiel gründet, das zunächst 1785 eine Bearbeitung zu einer Komödie erfuhr, bevor es 1796 in Wien mit Versen von Joseph Weidmann als komische Oper aufgeführt wurde. Aus diesem Grunde wurde auch auf dem damaligen Plakat mit dem deutlichen Hinweis auf den erfolgreichen Komödienvorgänger geworben – der Komponist hingegen, Johann Schenk, wird nur in kleinen Buchstaben am Rande erwähnt.

Wie man in den „Annals of Opera“ nachlesen kann, folgten Inszenierungen auf jeder deutschen Bühne sowie Budapest, Prag, Moskau, Amsterdam, New York und Stockholm. Allein in Wien fanden weit über 300 Aufführungen statt. Als das Stück einmal abgesetzt werden sollte, sagte Adam auf Hochdeutsch im Trauerflor zu seinem Meister Lux: „Herr Lux, heute zum letzten Male werden Sie mir bitte alles in Güte sagen!“ Die Zuschauer erkundigten sich nach dem Grund und protestierten anschließend erfolgreich gegen die Absetzung.

Berühmt wurde der Satz: „Ganz Europa verändert nach und nach seine Gesichtszüge, doch unser Dorfbarbier mit seinem langen Zopf rasiert noch immer lustig fort uns isst in aller Ruhe seinen Schinken.“

Arne Kovac

Aus dem Programmheft

Foyer

Verehrtes Auditorium!

Hoffentlich erwartend-spannungsvoll sitzen Sie jetzt dort auf Ihren Plätzen und harren der Dinge, die da wohl kommen mögen. Sie haben eine gewisse Vorstellung von dem, was sich in wenigen Minuten vor Ihren Ohren und Augen abspielen wird. Vielleicht denken Sie Pavarotti in seiner Paraderolle oder hören mit Ihrem geistigen Ohr „Wenn ich einmal reich wär…“; vielleicht lächeln Sie in sich hinein und denken, dass Schüler/-innen und Oper doch nun wirklich nicht zusammenpassen. Vielleicht haben Sie die vorherige Aufführung der „Arbeitsgemeinschaft Oper“ des Mädchengymnasiums und des Gym­nasiums Borbeck der Oper „Die Kluge“ von Carl Orff im vergangenen Jahr gesehen und gehört und haben schon eine ungefähre Vorstellung von dem, was Sie erwartet. Das sind Sie.

Zur gleichen Zeit stehen wir unruhig hinter Bühne, schauen interessiert und scheu kurz durch den Bühnenvorhang um zu sehen, wie sich der Zuschauerraum füllt, singen uns ein, legen letzte Hand an unser Kostüm oder lassen letzte Hand an unsere Maske legen. Unsere Hände sind feucht und zittern und mit einem Mal scheinen wir allen Text ver­gessen zu haben, den wir Monate lang vorher so oft gesprochen und gesungen haben. Am liebsten würden wir alle wieder nach Hause gehen und uns gemütlich die auf Sie war­tende Oper selbst im Fernsehen ansehen oder auf Platte anhören.

Und doch stehen wir hier und wissen eigentlich nicht, warum wir all diesen machen. Rationale Gründe hierfür scheint es nicht zu geben: Es kostet Mühe, Zeit, Nerven und – wenn wir ehrlich sind – Ruhm wird es sicherlich keinen bringen. Warum? Vielleicht, weil wir Spaß an dieser Musik haben, oder weil wir geltungssüchtig sind, oder weil wir gern Applaus empfangen. Sicherlich ist es eine Mischung aus all diesem und noch vielen Gründen mehr, von denen wir die wenigsten selbst wissen. Den Mitgliedern des Or­chester geht es nicht anders. Sie werden nervös sein, wollen sich nicht zu oft verspielen, keinen plötzlichen, wenn um diese Jahreszeit auch verzeihlichen, Hustenanfall be­kommen – besonders die Bläser nicht. Fürs Geld nehmen sie das alles sicherlich nicht auf sich, schließlich bekommen sie keines. Die Einnahmen des heutigen Abend werden ausschließlich dazu verwendet, alle Investitionen für Bühne, Kostüme und Requisiten sowie die Partitur- und Aufführungsgebühren, die von uns vorfinanziert wurden, zu begleichen.

Bitte halten Sie sich vor Augen, dass alles, was Sie sehen werden, von uns (teilweise ehemaligen) Schülern und Schülerinnen unserer beiden Schulen auf die Beine gestellt worden ist – Lichtregie, Bühnenbild, Bühnenregie, Orchesterprobe, Umschrift der Original-Partitur an unsere Möglichkeiten. Dies nicht als Entschuldigung für Patzer sondern um Ihnen eine Einschätzung unserer Leistungen zu ermöglichen. Sie tun dies durch Ihren Applaus für eine Veranstaltung, die für uns ein nahezu einmaliges Erlebnis ist und für Sie hoffentlich einen gelungenen Abend und viel Spaß bedeutet. Verbringen Sie mit uns einen Abend, an denen wir alle sicherlich noch lang zurückdenken werden…

Sascha Lintermann

Der Borbecker „Dorfbarbier“

Es muss weitergehen – irgendwie. Alles so belassen wie es war und sich sagen, dass es gut war, dass es schön war, dass es eine wertvolle Erfahrung für uns alle war – das wäre zu wenig gewesen. Die Begeisterung trieb uns weiter.

Als die sogenannte ‚Arbeitsgemein­schaft Oper‘ des Gymnasiums Borbeck und des Mädchengymna­siums im März vergangenen Jahres in der Aula des Mädchengymna­siums ihr Debüt mit Carl Orffs „Die Kluge“ gegeben hatte, steckte allen Mitwirkenden die Faszination über dieses nahezu einmalige Projekt, nämlich eine nahezu komplett von Schülern zweier Gymnasien aufge­führte Oper, magisch in den Kno­chen. Nachdem die zweite Auffüh­rung der ‚Klugen‘ über die Bretter, die in dieser Zeit unsere Welt be­deuteten, gegangen war, machten sich bei allen Mitwirkenden Ge­rüchte über eine dritte Aufführung breit. Aus dieser wurde nichts – außerdem wollte man sich weitere Ziele stecken. Aber erst einmal war eine Zwangspause verordnet, mussten doch einige Mitglieder des Ensembles erst einmal ihr Abitur machen – mehr oder minder erfolgreich. Aber auch der Fortgang vom Gymnasium einiger Mitglieder brachte uns nicht auseinander. Heimlich hatte sich inzwischen Arne Kovac wieder auf die Suche nach geeigneten Werken begeben und im Juli des vergangenen Jahres platze er mit der Neuigkeit heraus: „Es geht wieder los!“.

Im Gegensatz zur ‚Klugen‘ brauchten wir für ‚Der Dorfbarbier‘ von Johann Schenk jedoch mehr als eine weibliche Stimme und so ging die Suche noch couragierten Mitstreiterinnen los. In Angela Dahl und Christina Detscher fanden wir stimmlich und schauspielerisch interessante Persönlichkeiten. Arne Kovac machte sich in den Sommerferien des vergangenen Jahres die akribisch-verrückte Mühe, die gesamte Orchesterpartitur für ein kleines Kammerorchester umzuschreiben, da Erfahrungen aus der ‚Klugen‘ uns gezeigt haben, dass die Probenarbeit mit einem großen Orchester wirklich strapaziös ist und von uns allein, also ohne MGB-Musiklehrerin Monika Twiehaus, kaum zu bewältigen wäre.

Es lag dieses Mal also alles bei uns: Die musikalische Leitung und die Gestaltung der Bühne, welche durch die neu besetzte Bühnenbild-AG übernommen wurde, ebenso wie die Regie. Nachdem termin­liche Probleme mich als anfänglicher Regisseur dazu zwangen, die­se Tätigkeit aufzugeben, fand sich in Thomas Krieger ein wirklich einfühlsamer, immer zu einem Scherz bereiter („So, liebe Freunde der Volksmusik!“) und dennoch anleitend-strenger Regisseur. Denn anfängliche Strenge musste schon sein, verleitete uns alle mangelnde Selbstdisziplin doch einige Male dazu, Proben zu einer Blödel-Ver­anstaltung werden zu lassen, bei der wir zwar alle unseren Spaß hatten aber nicht sehr viel lernten. Im Dezember mahnend zurechtge­wiesen mussten wir erkennen, dass uns für den angesetzten Auffüh­rungstermin im Februar nur noch etwas mehr als zwei Monate blieben. Parallel dazu liefen, von uns Akteuren fast unbemerkt, die Orchesterpro­ben auf Hochtouren, ebenfalls geplagt von terminlichen Pro­blemen; schließlich haben einige Orchestermitglieder wie zum Beispiel Anette Heuser oder Gerald Angstmann durch ihre Mitgliedschaft in anderen Orchestern auch noch weitere Verpflichtungen. Trotzdem ha­ben sie es auf sich genommen, durch ihre Mitarbeit diese Auf­führung zu ermöglichen.

Inzwischen machte auch das Bühnenbild seine Fortschritte, welches leider nicht nach an­fänglichen Entwürfen von Oliver Jakob realisiert werden konnte, da diese in der Ausführung zu teuer gewesen wären, und weitere Aktivitäten wie zum Beispiel das Erstellen einer Pressemappe für die Medien oder die Auf­nahme von Fotos und Dias, welche in die Handlung mit einfließen sollten, begannen.

Dazwischen kam uns dann noch ein unglück­licher Wetterschaden, der unsere Probenarbei­ten fast zum Erliegen gebracht hätte: Anfäng­lich war nämlich die Aula der Geschwister­-Scholl-Realschule in Borbeck unser Proben­ort. Auf deren, wenn auch kleineren, Bühne ließ sich in Ruhe proben und damit waren wir nicht dem Termindruck der häufig ausgebuchten Aula des Mädchengymnasiums ausgesetzt. Während eines kalten Tages im Oktober erfuhren wir dann von einem Wasserrohrbruch im Aulagebäude, welcher die Bühne in einen, sagen wir mal, nicht-probentauglichen Zustand versetzt hatte. Der Zufall oder das Wohlwollen des Terminbuches der MGB-Aula bescherte uns dann kurzfristig die Möglichkeit, einen Teil der Proben schon frühzeitig auf die Aufführungsbühne zu verlegen.

Dies wiederum hatte zur Folge, dass ein augeklügelter Plan entwickelt werden musste, wann nun welche Proben, welche zwei- bis dreimal pro Woche angesetzt waren, an welcher Aula stattfanden. Glückli­cherweise waren Verwechslungen der ‚Falsche-Aula-erwischt‘-Art nicht an der Tagesordnung und da­rum mussten wir auch nicht im No­vember so sprichwörtlichen Regen stehen, was wir auch den Hausmei­stern des Mädchengymnasiums zu verdanken haben. Diese kümmerten sich nämlich meist vorzüglich um unsere Opern-AG und deren Proben, schlossen uns rechtzeitig alle erforderlichen Türen auf und waren, wenn es ihr Terminplan erlaubte, auch dann und wann eine Art ‚Test?Zuhörer‘. Vielen Dank!

Die Weihnachtsferien nutzen einige Mitglieder des Ensembles dazu, endlich ihren Text zu lernen, damit die ab Januar angesetzten gemeinsamen Proben von Ensemble und erfuhren. Natürlich gingen auch in ‚den Ferien unsere Aktivitäten weiter indem erneute Gesangsproben in der uns freundlicher Weise zur Verfügung stehenden Dreifaltig­keits-Kirche am Leimgardtsfeld, deren hervorragende Akustik allen Sängern großen Spaß machte, abge­halten wurden. Mit einigem Hau-Ruck und Drängen, aber dennoch faszinierender Weise, schloss sich dann im Januar der Kreis der bisher einzeln ablaufenden Aktivitäten von Orchester, Bühne und Ensemble und wir probten gemeinsam nach besten Kräften.

Und da war sie wieder, die Faszination, die Magie und die Begeisterung, die wir kannten und die es uns leicht machte, so große Mühen wir z. B. stundenlange Proben auf uns zu nehmen. Zwar wird es unser letztes Pro­jekt dieser Art sein, denn in diesem Jahr werden auch die letzten Mitglie­der der Opern-AG das Gymnasium Borbeck bzw. das Mädchengymna­sium mit dem Abitur verlassen – aber noch ist keine Zeit zum Trauern.

Stellvertretend für hoffentlich alle möchte ich sagen, dass es für mich eine großartige Zeit war und dass ich, mag es auch für sie als Publi­kum befremdlich klingen, in dieser Zeit sehr viel, auch über mich selbst, gelernt habe. So war die Zeit mit der Arbeitsgemeinschaft Oper nicht nur eine musikalische Heraus­forderung sondern auch eine Art Selbst-Experiment.

Mein persönlicher Dank geht auch an meine Mitstreiter und Mitstreiterin­nen, die ich in dieser Zeit von einer Seite kennen gelernt habe, die ihnen vielleicht selbst noch fremd war. Besonderen Dank an Arne Kovac für sein fast schon übermenschliches Bemühen um diese AG, welches wir alle, aus Unwissenheit, nicht richtig zu schätzen wissen.

Sascha Lintermann

Presse

Wenn Lux und Joseph um Suschens Gunst buhlen

Premiere der zweiten Oper Borbecker Gymnasien

Mittwochnachmittag in der Aula des Mädchengymna­siums, 14 Uhr 30 – die letzten Vorbereitungen für die Premiere lau­fen auf Hochtouren. Leichte Nervosi­tät macht sich unter den Akteuren breit. Stefan Lintermann, „Presse­chef‘ und „alter ego“ des Barbierge­hilfen Adam, hat die Din-A-4 Kopien durcheinandergebracht, die am Don­nerstagabend das Eingangsplakat ab­geben sollen. Klarinettentöne erklin­gen, Anette Heuser, ein Viertel des Kammerorchesters, stimmt ihr In­strument, Schauspieler und Schau­spielerinnen trudeln ein. „Die Maske ist jetzt frei, wenn sich jemand schminken möchte. ..“ Thomas Krieger, Regisseur und „Dorf­schmied“, hält die Fäden fest in der Hand.

Woran da so professionell, enga­giert und begeistert letzte Hand an­gelegt wird, ist das zweite Opern-Pro­jekt der „Arbeitsgemeinschaft Oper“, eine Koproduktion des Gymnasiums Borbeck und des Mädchengymna­siums. Nach dem Erfolg des Orff-Werkes „Die Kluge“ im vergangenen Jahr hatte der künstlerische Virus die jungen Erwachsenen ganz und gar befallen – freilich, treibende Kraft und geistiger Vater der Aktion war auch diesmal Arne Kovac, Musiker, Sänger, Schauspieler und Arrangeur in einer Person, ohne den diese Lei­stung wahrscheinlich nicht zustande gekommen wäre.

Der talentierte und geradezu mu­sikbesessene junge Mann fand vor fast einem Jahr den Stoff für die In­szenierung, die komische Oper in ei­nem Akt „Der Dorfbarbier“ von Jo­hann Schenk aus dem Jahr 1796. Das für Orchester konzipierte Werk hat Arne Kovac musikalisch fast voll­ständig überarbeitet und re-arran­giert. Geeignet schien das Singspiel ihm vor allem deshalb, „weil es ohne Chor und ohne viele Frauenstimmen auskommt und keine allzu hohen Anforderungen an Sänger und In­strumentalisten stellt“, wie er in dem Beiheft zur Aufführung schreibt.

Und so hatte „Der Dorfbarbier“ denn Donnerstag vor einer Woche Premiere vor großem Publikum; die zweite Aufführung gab es am darauf­folgenden Freitagabend. Die Hand­lung des Stückes ist schnell erzählt: Der geldgierige Lux (Arne Kovac) ist Barbier und Quacksalber in einem Dorf, dessen Einwohner er im Krank­heitsfall mit seiner etwas wunderli­chen Schinkenkur zu kurieren sucht. Von seinen Fähigkeiten selbst ganz angetan, glaubt er auch seinem Mün­del Suschen (Angela Dahl), das er heiraten möchte, zu imponieren. Je­doch: Suschen und Pächterssohn Jo­seph (Oliver Schürmann) sind bereits ein Paar. Gemeinsam mit Schulmei­ster Rund (Andreas Döring) sinnen sie nun auf eine List, die Heiratspläne des ungeliebten Lux zu durchkreu­zen. Bei der Durchführung hilft ih­nen Barbiergehilfe Adam (Stefan Lin­termann), der seinem launischen und ungerechten Chef nur allzugern eins auswischt.

Die Besetzung, die außerdem aus Frank Wilde und Sören Brünning­haus in der Rolle der Bauern und der schauspielerisch absolut überzeu­genden Christina Drescher in der Rolle der Schmied-Witwe Margare­the bestand, war nahezu identisch mit den Personen des vergangenen Jahres. Beinahe der gesamte Chor des Gymnasiums Borbeck war in den männlichen Rollen vertreten. Von hoher Qualität auch das Kammer­orchester: Anette Heuser, Klarinette, Johanna Lazar, Flöte, Gerald Angst­mann, Violine, und Lehrer Stephan Müller am Klavier.

Für die Technik zeichneten verant­wortlicht Burkhard Angstmann, Claudia Neuse, Nicole Remy, Heike Rupp, Tanja Schloßnickl und Rabea Selnerath. Oliver Schürmann bear­beitete die gesprochenen Passsagen, die durch ihre Modernität und ihre Anspielungen in reizvollem Kontrast zu dem im Original belassenen Ge­sangspartien standen.

Der Enthusiasmus, mit dem fast ein Jahr lang an diesem Projekt gear­beitet wurde, zeigte sich nicht nur in den gelungenen und mit viel Ap­plaus bedachten Aufführungen, son­dern auch in Details (z. B. dem aus­führlichen und informativen Begleit­heft), sowie dem großen Ernst, mit dem die Beteiligten die Sache angin­gen, ohne daß der Spaß zu kurz kam. In diesem Jahr nun verlassen auch die letzten Mitglieder der Opern-AG die beiden Gymnasien – zu hoffen bleibt, daß sich Nachfolger finden werden – für „eine musikalische Her­ausforderung und ein Experiment in Sachen Selbsterfahrung.“

Borbecker Nachrichten vom 14.02.1992

Dorfbarbier Lux wird über den Löffel barbiert

Ansprechendes Singspiel im Mädchengymnasium Borbeck

Was passiert mit einem eitlen Dorfbarbier, der neben der Pflege männlicher Kinnpartien sich auch auf die unorthodoxe Heilung von Krankheiten mittels Schinken verlegt hat und nebenbei auch durch die Heirat mit seinem Mündel Suschen eine einträgliche Partie machen will? Die Arbeitsgemeinschaft ‚Oper‘ des Mädchengymnasiums Borbeck und des Gymnasiums Borbeck gab in der letzten Woche eine Antwort. An zwei Abenden brachten die Schüle­rinnen und Schüler (auch Ehemalige) in der Aula des Lyzeums die einaktige Komische Oper ‚Der Dorfbarbier‘ von Johann Schenk zur Aufführung.­

Das Original, das an die Tradition des Wiener Singspiels erin­nert, mußte allerdings den Gegebenheiten und Möglichkei­ten der Ausführenden entspre­chend angepaßt werden. So berücksichtigten die musikali­schen Arrangements, daß der Ar­beitsgemeinschaft natürlich nicht das erforderliche Orchester zur Verfügung stand. In der Besetzung Klavier, Violine, Querflöte und Klarinette wurden die Gesangs­stücke kammermusikalisch be­gleitet.

Die gesprochenen Passagen, die den Handlungsbogen spannten, waren aus ihrer ‚Altertümlichkeit‘ hin zu einer aktuellen, auch den lokalen Bezug nicht außer acht las­senden Form bearbeitet worden. Dabei fehlte auch nicht der Seitenhieb auf die unzulängliche Aula-Beleuchtung. Die Moritatentafel wurde durch den Diaprojektor ersetzt. Entsprechend auf heutige Zeiten waren auch Bühnenausstat­tung und Kostümierung getrimmt worden.

Der Dorfbarbier Lux, der neben der Rasur auch die Naturheilme­thode mittels Schinken beherrscht – mit wechselndem Erfolg – be­müht sich, wenn er nicht gerade seinen Gesellen striezt, um die Gunst seines Mündels Suschen, die ihres Vermögens wegen eine finanziell gesicherte Zukunft ver­spricht.

Die eher tölpelhaft Angebetete hat sich jedoch schon dem Burschen Joseph versprochen. Mit einer ge­meinsamen List, bei der Barbiergesell und auch Dorfschullehrer ihre Hände im Spiel haben, gelingt es, dem Happy End den Weg zu bereiten und auch dem Verprellten noch zu vermeintlicher Ehre zu verhelfen.

Die 90 Minuten bis zum Schluß­bild sind in ansprechender Form gestaltet. Eine Reihe treffsicherer Gags und Pointen kommen beim Publikum an. Wenn man das Werk von Johann Schenk als lockeres, wandelbares Singspiel betrachtet, wird die Laienaufführung, die un­ter der Gesamtleitung von Arne Kovac stand, in Bearbeitung, und. Ausführung der Sache durchaus gerecht. An einigen wenigen Stel­len hätte man den Begriff Oper allerdings nicht zu wörtlich neh­men sollen. Am Ende bedankten sich die Zuschauer mit viel Ap­plaus für eine gelungene Veranstaltung.

Hallo Essen vom 12.02.1992

Schultheater mit Tradition

Spielschar am Gymnasium Borbeck schon 1926

In Eigenregie führen Schüler des Gymnasiums Borbeck und Schülerinnen des Mädchengymnasiums am 6. und 7. Februar in der Aula an der Fürstäbtissinstraße die Oper „Der Dorfbarbier“ auf. Franz-Josef Gründges hat die Aufführung zum Anlaß genommen, wieder einmal in alten Beständen des Schularchivs zu blättern. […]

In jüngster Zeit hat die Theater- und die Musiktradition am Gymnasium Borbeck ihre Fortsetzung gefunden. Im Jahre 1990 führte die Theaterwerkstatt unter der Leitung von Lothar Pannenbäcker und Bernd Wilhelmi „Die Kleinbürgerhochzeit“ von Bertolt Brecht auf (5. Juni 1990). Ein Jahr später trat eine Musik-AG des Gymnasiums Borbeck und des Mädchengymnasiums mit der Aufführung der Oper „Die Kluge“ von Carl Orff ins Rampenlicht. Die Regie führte F. J. Gründges, die musikalische Leitung lag in den Händen von Monika Twiehaus (Musiklehrerin am Mädchengymnasium) und Stephan Müller (Musiklehrer am Gymnasium Borbeck).

Die Opernaufführung vom März 1991, Ergebnis einer hervorragenden Zusammenarbeit von Mädchengymnasium und Gymnasium Borbeck, führt in fast direkter Linie zu der eingangs erwähnten Aufführung der Oper „Der Dorfbarbier“ am 6./7. Februar 1992. Denn fast alle Mitwirkenden von damals sind wieder dabei. Arne Kovac, Sascha Lintermann, Oliver Schürmann, Andreas Döring und wie sie alle heißen. Und die Mädchen vom Mädchengymnasium.

Borbecker Nachrichten vom 31.01.1992