Ein Lustspiel von Heinrich von Kleist
Aufführungen am 4. und 5. Mai 2012
in der Aula des Mädchengymnasium Borbeck,
Essen
Es herrscht helle Aufregung im Gerichtssaal des kleinen niederländischen Dorfs Huisum: Frau Marthe Rull beschuldigt Ruprecht, den Verlobten ihrer Tochter Eve, ihren kostbaren Krug zerbrochen zu haben. Eve bestätigt dies, was Ruprecht nicht verstehen kann – er beteuert, dass nicht er, sondern sein Nebenbuhler Lebrecht, den er in Eves Kammer zu sehen glaubte, den Krug umgeworfen habe, als dieser vor dem heranstürmenden Ruprecht aus dem Fenster geflohen sei. Erzürnt von Eves vermeintlichem Betrug löst er die Verlobung auf. Dorfrichter Adam, der ausgerechnet an diesem Tag von Gerichtsrat Walter aus Utrecht überprüft wird, scheint mit der Lage in seinem Gericht überfordert zu sein. Der Verdacht, dass er in den vorliegenden Fall verwickelt ist und dass der zerbrochne Krug eigentlich nur Nebensache ist, wächst zunehmend …
Inhalt
Während früh morgens der verletzte Dorfrichter Adam seine Wunden besieht, erscheint sein Schreiber Licht, der berichtet, dass der Gerichtsrat Walter auf dem Weg zur Revision nach Huisum ist. Für Adam gibt es gleich mehrere Probleme: Zum einen muss er seinem Schreiber erklären, wie er zu den Wunden gekommen ist, zum anderen erscheint schon der Bediente des Gerichtsrat, der den Walter ankündigt. Beim Ankleiden des Richters berichten dann auch noch die Mägde, dass sich die Perücke nicht finden lasse und Adam am Abend auch ohne Perücke nach Hause gekommen sei, was dieser vehement bestreitet. Als Gerichtsrat Walter erscheint, wünscht dieser, dem heutigen Gerichtstag beizuwohnen, die beteiligten Parteien ständen auch schon vor der Tür.
Der Krug von Frau Marthe Rull ist vergangene Nacht zerbrochen worden, vorgeblich von Ruprecht Tümpel, dem Verlobten ihrer Tochter Eve, was dieser jedoch bestreitet. Richter Adam eröffnet sichtlich zerstreut den Prozess und ist sehr bemüht, Walter zufrieden zu stellen. Als er jedoch schon nach wenigen Sätzen Ruprecht verurteilen will, greift Walter ein und verlangt einen Prozess nach den bestehenden Formalitäten. Zunächst berichtet Frau Marthe über die lange, traditionsreiche Geschichte des Kruges, und schließlich, dass sie am Abend Lärm aus Eves Kammer hörte und dann Ruprecht im Zimmer zwischen den Scherben sitzend gefunden hätte. Ruprecht berichtet, dass er selbst Stimmen aus Eves Kammer hörte und hierauf die Tür eingetreten habe und jemanden aus dem Fenster springen sah, vermutlich den Lebrecht, der Eve schon früher nachstellte. Mit der Türklinke versetzte Ruprecht dem Eindringling noch zwei Hiebe, ehe dieser entfliehen konnte, indem er Ruprecht Sand in die Augen streute.
Bevor nun Eve aussagen kann, schlägt Adam einen Vergleich vor, den Walter jedoch verbietet. Eve will dennoch nicht erzählen, wer in ihrer Kammer war; Lebrecht könne es nicht gewesen sein, da er von Richter Adam selbst nach Utrecht geschickt worden sei, und Ruprecht, der immer noch seine Unschuld beteuert, sei es auch nicht gewesen. Doch Marthe hat noch eine andere Zeugin: Frau Brigitte soll Ruprecht und Eve kurz vor der Tat im Garten miteinander sprechen hören.
Während Frau Brigitte geholt wird, befragt Walter Adam nach dessen Wunden und der verschwundenen Perücke, wofür dieser abenteuerliche Erklärungen findet. Als schließlich Frau Brigitte erscheint, hat sie eine Perücke bei sich, die sie im Weinspalier unter dem Fenster von Eves Kammer gefunden hat. Richter Adam identifiziert die Perücke als die seine, jedoch hätte er sie Ruprecht gegeben, sie zum Perückenmacher zu bringen. Als Frau Brigitte erzählt, sie und Schreiber Licht hätten eine Spur gefunden, die vom Fenster bis ins Gerichtsgebäude führte, befiehlt Walter, dass Adam die Session schließen soll. Adam erklärt Ruprecht zum Täter und will ihn ins Gefängnis stecken, da berichtet Eve, Adam selbst wäre in ihrer Kammer gewesen und den Krug zerbrochen. Adam flieht vor dem wütenden Ruprecht, der nur die Richterrobe zu fassen bekommt. Eve erklärt, wie Adam sie unter Druck setzte und versöhnt sich nun wieder mit Ruprecht, dem Walter rät, das Urteil in Utrecht revidieren zu lassen.
Thomas Krieger
Fotos
Besetzung
INSZENIERUNG UND BÜHNENBILD | Sabine Drees, Oliver Schürmann |
GESAMTLEITUNG | Tim Meier |
WALTER, Gerichtsrat | Conrad Baege |
ADAM, Dorfrichter | Thomas Krieger |
LICHT, Schreiber | Robert Beilstein |
FRAU MARTHE Rull | Anika Winter |
EVE, ihre Tochter | Julia Ecker |
VEIT Tümpel, ein Bauer | Jörg Weitkowitz |
RUPRECHT, sein Sohn | Marc Weitkowitz |
FRAU BRIGITTE | Klaudia Albert |
Ein BEDIENTER | Nadine Albert |
BÜTTEL | Thorben Pawlowski |
LIESE | Fenja Steffen |
GRETE, Mägde | Janine Cresnik |
BELEUCHTUNG | Burkhard Angstmann |
MASKE | Janine Cresnik, Sabine Drees, Kathrin Pohl, Sabrina Seyfferth, Anika Winter |
BAUTEN | Jörg Weitkowitz |
REQUISITE | Klaudia Albert, Sabine Drees |
KOSTÜME | Robert Beilstein, Anika Winter |
SOUFFLEURE | Sabine Drees, Oliver Schürmann |
ABENDKASSE | Leoni Gissing, Saskia Jendrian, Tim Meier, Ute Wessiepe |
Autor
Heinrich von Kleist
Geboren ward Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist am 18. Oktober 1777 zu Frankfurt an der Oder. Er verlor früh die Eltern, kam vorwiegend unter weiblichen Erziehungseinfluss und stand besonders seiner Stiefschwester Ulrike sehr nahe.
Nach Familientradition trat er 1792 ins 1. Garderegiment, ward 1797 Sekondeleutnant, nahm jedoch 1799, unbefriedigt vom Garnisondienst, den Abschied, um an der Universität seiner Vaterstadt mit äußerstem Eifer, aber planlos zu studieren. Hier verlobte er sich mit Wilhelmine von Zenge, die er nach seiner Natur bald hofmeisterte, ging im August 1800 nach Berlin, um dort eine Anstellung zu finden, machte ein paar nicht recht klare Reisen, fuhr 1801 mit Ulrike nach Paris und ward dort nicht nur gegen die Franzosen sehr voreingenommen, sondern bekam auch solchen Ekel vor den Wissenschaften, dass er in die Schweiz floh, um dort „ein Bauer zu werden“. Als seine Braut, die unter den vielen Unbegreiflichkeiten seiner Natur gelitten hatte, seine neueste Marotte nicht mitmachen wollte, löste er das Verhältnis. In krankhafter Unruhe treibt es ihn in den nächsten Jahren bald hier-, bald dorthin: er ist in Weimar und Jena, in Leipzig und Dresden, in Lyon und Paris, oft „von der Furie gepeitscht“, von Gemütserregungen, die sich bis zu Wahnsinnsanfällen und schweren Nervenleiden steigern, hin- und hergeworfen. Sein kleines Vermögen hatte er verzehrt; 1804 bewarb er sich wieder um eine Anstellung, ward 1805 Diätar in Königsberg, aber als ihm die Königin Luise aus ihrer Privatschatulle eine Pension auswarf, wanderte er 1807 zu Fuß nach Berlin. Als vermeintlichen preußischen Spion sandten ihn die Franzosen für mehrere Monate in Gefangenschaft nach Frankreich. Nach seiner Befreiung wandte er sich nach Dresden, kam hier in romantische Kreise, gab mit Adam Müller die kurzlebige Zeitschrift „Phöbus“ heraus, irrte dann weiter und erschien 1810 in Berlin.
Der Tod der Königin raubte ihm die Pension, Not bedrückte ihn, der Versuch, sich durch eine neue Zeitschrift, die „Berliner Abendblätter“, eine Position zu schaffen, misslang, allerlei Herzenswirren kamen dazu, die Familie, selbst Ulrike, machte ihm die bittersten Vorwürfe, und als eine romantisch-hysterische Freundin, Frau Henriette Vogel, ihn aufforderte, sie zu erschießen, widerstand er nicht. Am 21. November 1811 erschoss er am Ufer des Wannsees bei Potsdam erst sie, dann sich. Den Platz, wo beide begraben lieben, hat der Besitzer des Grund und Bodens, Prinz Friedrich Leopold, 1904 der Nation geschenkt. Aus dem Grabe wächst eine Eiche. Auf einem Gedenksteine stehen die Verse: „Er lebte, sang und litt in trüber, schwerer Zeit, suchte hier den Tod und fand Unsterblichkeit.“
Oliver Schürmann
Aus dem Programmheft
Foyer
Sehr geehrtes Publikum,
seien Sie herzlich willkommen zu einer unserer beiden Aufführungen von Kleists Der zerbrochne Krug. Als dieses Lustspiel im März 1808 am Weimarer Hoftheater uraufgeführt wurde, floppte es zunächst. Dies lag aber nicht zuletzt daran, dass der Leiter des Hoftheaters das Stück durch ein mehr als ungünstiges Setzen von Pausen derart zerschnitt, dass das Publikum heillos mit der Handlung überfordert war – der Leiter des Theaters war niemand anderes als Johann Wolfgang Goethe. Zu Kleists Lebzeiten wurde das Stück nicht wieder aufgeführt.
Aber machen Sie sich keine Sorgen! Dass es sich beim Zerbrochnen Krug um alles andere als einen Flop handelt, beweist seine weitere Wirkungsgeschichte: seit einer äußerst erfolgreichen Aufführung in Berlin im Jahr 1844 ist es von den Bühnen der deutschen Theaterlandschaft nicht mehr wegzudenken. Hervorzuheben ist auch die 1937 produzierte Verfilmung von Gustav Ucicky mit Emil Jannings in der Hauptrolle, die zur weiteren Berühmtheit des Lustspiels beitrug. Heute Abend schreibt sich auch das TheaterLaien in die Geschichte der Spielgruppen ein, die sich dieses wohl berühmtesten Kleist’schen Stücks annehmen. Sie dürfen gespannt sein!
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, allen zu danken, die tatkräftig mitgeholfen haben, die Aufführung dieses Stücks zu ermöglichen. Allen voran danke ich unseren beiden Regisseuren Sabine Drees, die mit diesem Projekt ihr Regiedebüt beim TheaterLaien feiert, und Oliver Schürmann, der erstmals seit 2005 wieder auf dem Regiestuhl Platz genommen hat. Danke an die zwölf Schauspielerinnen und Schauspieler für ihren Einsatz und ihre Spielfreude, mit der sie Sie heute Abend begeistern wollen.
Auch hinter und vor der Bühne wurde und wird wieder fleißig angepackt – ohne engagierte Vereinsmitglieder, die sich um das Bühnenbild, die Kostüme und Requisiten, die Maske, die Technik und die Abendkasse kümmern, wäre unser Theaterprojekt nicht durchzuführen. Ein besonderer Dank geht wie schon seit Jahren – und das ist immer wieder nötig(!) – an das Mädchengymnasium Borbeck, dessen Aula wir zu Proben- und Aufführungszwecken nutzen dürfen, und speziell an die beiden Hausmeister, Herrn Podbevsek und Herrn Prinz.
Ich wünsche Ihnen, sehr geehrtes Publikum, einen vergnüglichen Abend als Gäste des TheaterLaien und hoffe, Sie im Herbst zu unserem nächsten Stück hier in der Aula des MGB begrüßen zu dürfen.
Ihr Tim Meier, Gesamtleiter“ „
Zur Inszenierung
Dreh- und Angelpunkt des Stückes ist der Tisch, um den die Hauptakteure herum agieren, raufsteigen, runter klettern. Hierbei sind zunächst die Plätze festgelegt, hinten vor Kopf, quasi unter der Justitia, thront mittig der Dorfrichter, flankiert vom Schreiber und (unseligerweise) vom Gerichtsrat. Kläger und Beklagte nehmen gegenüber Platz.
Dies wird sich im Laufe des Stückes schnell ändern, Plätze werden getauscht, Antipathien durch räumliche Weite unterstrichen, manch einer muss auch ungewollt auf einem Stuhl sitzen, wo er gar nicht hin will und nicht hingehört, weil nichts anderes mehr frei war. Auf diese Weise soll das Durcheinander dargestellt werden, das Durcheinander in der Gerichtsbarkeit, in der eigentlichen Story, in den Beziehungen untereinander aber auch in der eigenen Gefühlswelt.
Auf dem Tisch findet die eigentliche Gerichtsverhandlung statt, d. h. Zeugen sagen auf dem Tisch stehend aus. Der gewiefte Zuschauer wird erkennen, dass auch Personen, die nicht als Zeugen sprechen, sich jedoch trotzdem auf dem Tisch befinden, dann unwissentlich und ungeplant wichtiges zum verhandelten Tathergang beisteuern.
Der Tisch ist also wichtigste Bühnenbaute und fast auch schon die einzigste. Alles andere ist nur Notwendigkeit, so wie die Stühle zum Sitzen und als Tritthilfe, der Kamin mit Gitter als vermeintlicher Unfallort, der Spiegel, der zweimal vorgehalten wird. Ansonsten wird bewusst auf Zimmerdekoration und Requisiten weitgehend verzichtet. Krug, Schreibzeug, Gedeck, Esswahren tauchen auf und unterstreichen die Situation, werden auch im Text direkt genannt, ansonsten kann man sich ganz auf die hervorragend dargestellten Charaktere und ihre Beziehungen untereinander konzentrieren.
Sprachlich brillant wird im Wechsel von subtilen Wortspielereien, deftigen Auseinandersetzungen und ellenlangem Reden über Nichts die Geschichte entwickelt. Und am Ende darf man freudig überrascht sein, wie in kürzester (und kurzweiligster Zeit) sich jemand die Schlinge um den eigenen Hals legt, Verrat und Lug und Trug durchlebt und aufgelöst werden und am Ende sich alles findet, dass jeder zufrieden nach Hause gehen kann.
Hier war es dem Regieteam wichtig, die einzelnen Personen zu überzeichnen, jedoch sollten vor allem die unsympathischen Eigenschaften im Vordergrund stehen. So sollte z. B. der Ruprecht sehr unbedarft sein, wenig vom Ganzen verstehen und an den entsprechenden Stellen mehr aus Unwissenheit über das Ganze deftig aus der Haut fahren. Die Eve hingegen kommt eher als Oberzicke daher, die auch noch erwartet, dass alles kommentarlos nach ihrer Pfeife tanzt. Mutter Marthe ist von Beginn an auf Konfrontation aus, wobei man nicht recht weiß, ob es an ihrer zu langen Witwenschaft liegt, oder daran, dass sie Adam nicht mehr besucht, oder daran, dass ihre Tochter einen Verlobten hat, oder der Krug zerbrach, man weiß es nicht.
Auch der Gerichtsrat ist mit Sicherheit eine Spur strenger, eine Spur aufgeregter und zunehmend wütend über die Inkompetenz seiner Untergebenen. So bietet jede Person ein Hauptmerkmal, welches sie auf die Spitze treiben wird. Insgesamt ist jedoch auffällig, dass die Personen eben durch diese unsympathischen Merkmale irgendwie menschlicher und einem näher zu sein scheinen. Entbehrt doch nicht aller Missmut, alle Zickerei, jegliche Einfachheit und Behäbigkeit, sowie der allerübelste Schleimer und Kriecher nicht eines gewissen Charmes, so dass man eigentlich sagen muss „trotz diesen Fehlers muss man ihn/sie einfach gerne haben“? Und letztlich ist man auch den schrecklichsten Personen in diesem Stück ein kleines bisschen wohlgesonnen und hofft und fiebert/leidet mit ihnen.
Dass dieser Spagat gelingt, liegt nicht zuletzt an der hervorragenden Schauspielergarde, die diesem Projekt zu Verfügung stand und gerade das Hineinsteigern in die „Macken“ der Figuren so genussvoll zelebriert. Wir hoffen, dass Sie, liebes Publikum, auch diesen Genuss genießen können, und wir mit unserer Interpretation des zerbrochnen Kruges Ihren Geschmack getroffen haben.
Oliver Schürmann“ „
Zitate aus der Probenarbeit
Jörg Weitkowitz:
„Für mein Gefühl standen die auch wieder viel zu schnell los!“
Oliver Schürmann:
„Ich find‘ schön, dass Du aufstehst an der Stelle.“ –
Conrad Baege:
„Steht da.“
Oliver Schürmann zu Klaudia Alberts Rolle ‚Brigitte‘:
„Du bist so ’ne mitteljung Miss Marple.“
Marc Weitkowitz:
„Der Tisch ist aber noch ein bisschen pieksig.“ –
Jörg Weitkowitz:
„Ja, da mach ich ja noch!“ –
Anika Winter:
„Sag das nicht, sonst macht der das jetzt!“
Presse
Kleist hätte seine helle Freude gehabt
Theaterlaien zeigten „Der zerbrochne Krug“
Lustig, deftig und auch mal laut ging es zu am Wochenende, als das TheaterLaien seinee Frühjahrsproduktion auf die Bühne brachte: Heinrich von Kleists Lustspiel „Der zerbrochne Krug“ brachte Komödie und Kriminalstück zusammen.
Wer hat den Krug von Frau Marthe zerbrochen? Die Witwe ist sicher, dass ihr Krug von Ruprecht, dem Verlobten ihrer Tochter Eve, zerbrochen worden ist, schließlich hat sie ihn mitten in der Nacht am Ort des Verbrechens – im Zimmer ihrer Tochter nämlich! – angetroffen. Der Angeklagte bestreitet dies, und Eve ist weder ihrer Mutter, noch ihrem Verlobten eine Hilfe – sie schweigt. Dorfrichter Adam muss nun über den Fall entscheiden. Er benimmt sich während der Gerichtsverhandlung allerdings sehr merkwürdig und scheint seine ganz eigenen Gesetze zu befolgen. Ob das nur daran liegt, dass Gerichtsrat Walter ihn bei der Verhandlung genau beobachtet? Oder hat Adam bei diesem Fall vielleicht selbst die Finger mit ihm Spiel?
Sabine Drees feierte mit „Der zerbrochne Krug“ ihr Regiedebut, und Oliver Schürmann saß für das Stück zum ersten Mal seit 2005 wieder auf dem Regiestuhl. Die Zusammenarbeit der beiden zahlten sich aus: Das Lustspiel setzte wenig auf das „Drumherum“ und ganz stark auf die Schauspielerei, die sich wirklich sehen lassenkonnten. So war die Kulisse eher spartanisch: Ein riesiger Tisch stand in der Mitte der Bühne, ansonsten gab es bloß ein paar Stühle, einen Kamin und einen Spiegel. Auch Kostüme und Maske waren einfach gehalten.
Mit einer Ausnahme: Thomas Krieger hatte man für seine Rolle als Dorfrichter Adam nicht nur eine Latexglatze verpasst, bei der man schon ganz genau hinsehen musste, um zu erkennen, dass sie nicht echt war, sondern dieser Glatze und seinem Gesicht auch mit Kunstblut Verletzungen zugefügt, die wirklich überzeugend aussahen.
Überzeugend war auch das Schauspiel des Ensembles. Sie fluchten und flüsterten, gaben Hinweise und verschleierten ihre Taten, stiegen auf den Tusch und wieder hinunter, hielten Monologe und präsentierten den einen oder anderen heftigen Schlagabtausch. Kurzum: Es wurde nie langweilig. Thomas Krieger in der Hauptrolle des Dorfrichters schaffte es, Adam so zu spielen, dass die Zuschauer gleichzeitig über ihn lachen konnten und Antipathien gegen ihn entwickelten. Er ließ ihn sich bereits von Anfang an durch abenteuerliche Ausreden verdächtig machen, ohne dass hundertprozentig klar war, was genau er jetzt mit dem Krug zu tun hatte.
Conrad Baege konnte als strenger Gerichtsrat Walter beeindrucken und Robert Beilstein, der in seiner zweiten TheaterLaien-Produktion den Schreiben Licht gab, bewies, dass er eine Bereicherung des TheaterLaien-Ensembles ist.
Großer Erfolg also für das TheaterLaien-Ensemble und die Regisseure Sabine Drees und Oliver Schürmann. Eine große Pause ist nach diesem Stück aber nicht geplant: Die Vorbereitung für die Herbstproduktion steht bereits in den Startlöchern.
Borbecker Nachrichten vom 10.05.2012
Scherben im Gymnasium
Kleists „Der zerbrochne Krug“ am 4./5. Mai
Um den wertvollen Krug aus dem Besitz der Witwe Marthe Rull dreht sich ein Lustspiel von Heinrich von Kleist aus dem Jahr 1806. Im Mädchengymnasium Borbeck wird der Stoff nun zu neuem Leben erweckt.
Die „Theaterlaien“, eine Schauspiel- und Musiktheatergruppe aus Borbeck, bringen den alten Stoff aus „Der zerbrochene Krug“ auf die Bühne der Aula an der Fürstäbtissinstraße 52. Gespielt wird am Freitag, 4. Mai, und Samstag, 5. Mai, jeweils um 19 Uhr.
Mehr Informationen über die Schauspielgruppe gibt es unter www.theaterlaien.de im Internet zu finden.
Borbeck Kurier vom 02.05.2012
Lustspiel-Klassiker frisch aufgelegt
„TheaterLaien“ mit zerbrochenem Krug
„Der zerbrochene Krug“ ist ein Bühnen-Klassiker. Jetzt bringen die „TheaterLaien“ das Lustspiel von Heinrich von Kleist auf die Bühne in der Aula des Mädchengymnasiums. Der Vorhang hebt sich am Freitag, 4. Mai, um 19 Uhr und dann noch einmal am Samstag, 5. Mai, zur gleichen Zeit.
Der Inhalt des Komödien-Klassikers, den Kleist im Jahr 1806 schrieb: Es herrscht helle Aufregung im Gerichtssaal des kleinen niederländischen Dorfs Huisum: Frau Marthe Rull (Anika Winter) beschuldigt Ruprecht (Marc Weitkowitz), den Verlobten ihrer Tochter Eve (Julia Ecker), ihren kostbaren Krug zerbrochen zu haben.
Eve bestätigt das, was Ruprecht nicht verstehen kann – er beteuert, dass nicht er, sondern sein Nebenbuhler Lebrecht, den er in Eves Kammer zu sehen glaubte, den Krug umgeworfen habe, als dieser vor dem heranstürmenden Ruprecht durch das Fenster geflohen sei. Erzürnt über Eves vermeintlichem Betrug, löst er die Verlobung auf. Dorfrichter Adam (Thomas Krieger), der ausgerechnet an diesem Tag von Gerichtsrat Walter (Conrad Baege) aus Utrecht überprüft wird, scheint mit der Lage in seinem Gericht überfordert zu sein.
Der Verdacht, dass er in den Fall verwickelt ist und dass der zerbrochene Krug nur Nebensache ist, wächst…
Darsteller sind Klaudia Albert, Nadine Albert, Janine Cresnik, Julia Ecker, Fenja Steffen, Anika Winter, Conrad Baege, Robert Beilstein, Thomas Krieger, Thorben Pawlowski, Jörg Weitkowitz und Marc Weitkowitz.
Für Inszenierung und Bühnenbild zeichnen sich verantwortlich Sabine Drees und Oliver Schürmann, die Gesamtleitung hat Tim Meier.
Der Eintritt zu dem Spaß in der MGB-Aula an der Drogandstraße kostet sieben, er-mäßigt fünf Euro.
Eintrittskarten gibt es unter 0176/61 73 30 98, per E-Mail unter karten@theaterlaien.de und im Netz unter www.theaterlaien.de.
Borbecker Nachrichten vom 19.04.2012
Theater-Laien inszenieren Kleists Krug
„Der zerbrochne Krug“ von Heinrich von Kleist ist das nächste Projekt der Theater-Laien. Unter der Gesamtleitung von Tim Meier und der Regie von Sabine Drees und Oliver Schürmann soll das gute Stück am 4. und 5. Mai auf die TheaterLaien-Bühne im Mädchengymnasium gebracht werden. Seit Mitte November proben die Theaterbegeisterten zweimal wöchentlich für die Aufführungen.
Borbecker Nachrichten vom 19.04.2012