„Drei Männer im Schnee“ oder „Das lebenslängliche Kind“
von Erich Kästner
Komödie in vier Akten
Inszenierung: Susanne Sack
Aufführungstermine:
4. und 5. November in der Aula im Mädchengymnasium Borbeck
2. und 3. Dezember in der Rü-Bühne in Essen-Rüttenscheid
jeweils um 19 Uhr
Dauer: ca. 135 Minuten
Inhalt
Der reiche Geheimrat Schlüter gewinnt im Preisausschreiben seiner eigenen Firma zehn Tage Skiurlaub im Grandhotel Kreuzkirchen. Schlüter beschließt, die Reise anzutreten – und zwar inkognito. Er will herausfinden, wie man als vermeintlich mittelloser Zeitgenosse in der Welt der Reichen und Schönen aufgenommen wird.
Mit seinem treuen Diener Johann, den er unter falschem Namen im Hotel einquartiert, macht er sich auf ins unstandesgemäße Abenteuer. Doch dann setzt Schlüters Tochter beim Versuch, ihren Vater vor der Wirklichkeit zu bewahren, eine Kette von Missverständnissen und Verwechslungen in Gang.
Unter dem Titel „Drei Männer im Schnee“ verfasste Erich Kästner die Geschichte 1934 zunächst als Roman. Für die Veröffentlichung als Theaterstück unter dem Titel „Das lebenslängliche Kind“ nutzte er das Pseudonym Robert Neuner. Später schrieb Charles Lewinsky eine Neubearbeitung für die Bühne auf Grundlage des Romans. Deren Uraufführung fand 1981 in Zürich statt.
© Aufführungsrechte bei chronos theatertexte Hamburg
Foto: Nathan Walker on Unsplash
Das Projekt wurde mit Mitteln der Bezirksvertretung sowie des Kulturamtes der Stadt Essen gefördert.
Fotos
Besetzung
INSZENIERUNG | Susanne Sack |
BÜHNENBILD | Jörg Heikaus, Frank Haferkamp |
TECHNIK | Burkhard Angstmann, Uwe Helling |
Frau von Haller | Jenny van der Horst |
Kleinschmidt | Susanne Sack |
Mensing, die Hausdame | Anika Winter |
Hertha, die Tochter | Ina Loferski |
Gast | Ira Süssenbach |
Geheimrat Schlüter | Oliver Schürmann |
Dr. Georg Scheinpflug | Felix von der Heide |
Johann Seidelbast, der Diener | Florian Wittbold |
Gast | Florian-Joell Dersch |
Baron Rähnitz | Gerd Sack |
Hoteldirektorin | Melanie Eckrodt, Kerstin Griese |
Schneiderin | Christina Schilp |
Hotelportier | Marcel Witte |
Kellnerin | Fenja Steffen |
Autor
Emil Erich Kästner (* 23. Februar 1899 in Dresden; † 29. Juli 1974 in München) war ein deutscher Schriftsteller, Publizist, Drehbuchautor und Kabarettdichter.
Erich Kästners publizistische Karriere begann während der Weimarer Republik mit gesellschaftskritischen und antimilitaristischen Gedichten, Glossen und Essays in verschiedenen renommierten Periodika jener Zeit.
Nach Beginn der nationalsozialistischen Diktatur war er einer der wenigen intellektuellen und zugleich prominenten Gegner des Nationalsozialismus, die in Deutschland blieben, obwohl seine Werke zur Liste der im Mai 1933 als „undeutsch“ diffamierten verbrannten Bücher zählten und im Herrschaftsbereich des NS-Regimes verboten wurden.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zog Kästner nach München und konnte wieder frei publizieren.
Populär machten ihn vor allem seine Kinderbücher wie Emil und die Detektive (1929), Pünktchen und Anton (1931), Das fliegende Klassenzimmer (1933) und Das doppelte Lottchen (1949) sowie seine mal nachdenklich, mal humoristisch, oft satirisch formulierten gesellschafts- und zeitkritischen Gedichte, Epigramme und Aphorismen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Kästner
Aus dem Programmheft
Foyer
Herzlich Willkommen beim TheaterLaien!
Wir freuen uns sehr, Sie heute Abend zu Erich Kästners Klassiker „Drei Männer im Schnee oder das lebenslängliche Kind“ begrüßen zu dürfen.
Nachdem uns die Pandemie in den vergangenen zwei Jahren eiskalt erwischt hat und wir unser Programm auf ein Theaterstück ohne Pause reduzieren mussten, sind die Einschränkungen nun endlich Schnee von gestern. So freuen wir uns, in diesem Jahr nun wie gewohnt zwei Aufführungen auf die Bühne bringen zu dürfen.
Bei unseren „Drei Männern im Schnee“ gibt es gleich mehrere Premieren zu feiern: Anika Winter und Janine Cresnik haben das erste Mal die Gesamtleitung für eines unserer Stücke übernommen und diese Aufgabe mit Bravour gemeistert. Außerdem feierte unsere Vorsitzende Susanne Sack mit „Drei Männer im Schnee oder das lebenslängliche Kind“ ihr Regiedebut beim TheaterLaien.
Das ganze Team war die gesamte Probenzeit über mit großer Begeisterung, Disziplin, Engagement und Motivation dabei, um für Sie, liebe Zuschauer, in gewohnter TheaterLaien- Qualität dieses wunderbare Stück zur Aufführung zu bringen.
Vielen Dank:
- An unsere Gesamtleitung, die Regisseurin und die Schauspieler, dass Ihr für uns dieses Stück auf die Bühne bringt.
- An unsere unermüdlichen Bühnenbauer, Beleuchter und Techniker.
- An die Abendkasse, die Maske und alle Vereinsmitglieder – ohne euch wäre das alles nicht umsetzbar.
- An Chronos Theatertexte für die Erteilung der Aufführungsrechte.
- An Herrn Herzig und die Stadt Essen für die nun schon seit Jahren gute Zusammenarbeit.
- An die Bezirksvertretung sowie das Kulturamt der Stadt Essen, mit deren Mitteln das Projekt gefördert wurde.
- An das Mädchengymnasium Borbeck, besonders an Frau Reimann, Herrn Prinz und Herrn Lennartz, die für uns so viel möglich machen und uns das Gefühl geben, willkommen zu sein.
Und ein ganz besonderer Dank gilt natürlich Ihnen, liebes Publikum, dass Sie heute Abend zu uns gekommen sind, um sich unser Herbststück anzuschauen.
Ich wünsche Ihnen nun viel Spaß mit „Drei Männer im Schnee oder das lebenslängliche Kind“.
Ihre Franziska Sack
Feuerprobe im Schnee
Es ist das erste Mal, dass ich für das TheaterLaien Regie führe. Für mein Regiedebüt habe ich mir ein sehr klassisches Stück von Erich Kästner ausgesucht. Schon beim ersten Lesen des Textbuches habe ich mich in „die drei Schneemänner“ verliebt – und zwar ganz klar in die Originalfassung. Ich hatte sofort eine Besetzung im Kopf, die sich fast komplett umsetzen ließ. Für mich ist es die Idealbesetzung.
Schnell sind wir als Team zusammengewachsen. Es ist ein sehr gemischtes Ensemble – sowohl vom Alter als auch von den Theatererfahrungen. Unsere Palette reicht von jahrzehntelanger Bühnenerfahrung bis hin zum erstmaligen Auftritt. Das war eine zusätzliche und besondere Herausforderung, aber es ist so schön zu sehen, wie jeder „Neuling“ integriert wird und die Möglichkeit erhält, Theatererfahrungen zu sammeln und sich zu entwickeln.
Die Proben haben mir viel Freude bereitet. Es ist so toll zu erleben mit wieviel Spaß, Engagement und Anspruch das Ensemble meine Inszenierung umgesetzt hat. Ich glaube, meine Art und Weise der Regieführung ist bei unserem Team gut angekommen. Natürlich hatte ich vom gesamten Gerüst des Stückes und auch von den meisten Szenen eine genaue Vorstellung der Inszenierung. Trotzdem blieb bei vielen Szenen Raum für gemeinsame Ideen. Ich mag es, Inszenierungsideen und Impulse unserer Teammitglieder auszuprobieren und gemeinsam Szenen zu entwickeln.
Es war eine wunderbare Zusammenarbeit. Mir ist es wichtig, dass alle Ensemblemitglieder sich einbringen, respektvoll miteinander umgehen, Verantwortung für die eigene Rolle und auch für das gesamte Team übernehmen und vor allem mit Freude und Spaß die Probenzeit gestalten, um unser großes gemeinsames Ziel, erfolgreiche Aufführungen, zu erreichen.
Ich möchte mich bei meinem gesamten Team bedanken – für die Disziplin, den Einsatz, die Freude, den Spaß und Humor, den Anspruch und das Miteinander. Damit meine ich nicht nur die Schauspieler, sondern auch unsere Bühnenbildner Jörg, Frank und Gerd, die unermüdlich, schnell und präzise meine Vorstellungen umgesetzt haben. Außerdem Burghard und Uwe, die bei der Technik immer genau wissen, was zu tun ist.
Ein besonderer Dank gilt meiner Gesamtleitung Anika und Janine. Die Zusammenarbeit war mir eine große Freude. Beide haben auch zum ersten Mal die Gesamtleitung übernommen. Was uns drei ausgezeichnet hat war, dass wir von Beginn an im ständigen Austausch waren – egal zu welcher Tages- und Nachtzeit.
Liebe Zuschauer, ich hoffe, dass wir all unsere Freude an diesem wunderbaren Stück auf der Bühne für Sie widerspiegeln können. Ich war und bin mit ganzem Herzen dabei.
Ich wünsche uns nun allen zusammen viel Spaß bei unseren insgesamt vier Aufführungen von „Drei Männer im Schnee oder das lebenslängliche Kind“ von Erich Kästner.
Herzlichst,
Ihre Susanne Sack
Regie „Drei Männer im Schnee“
Doppelte Premiere
In meinen beinahe zwei Dekaden beim TheaterLaien habe ich mich bereits in vielen Rollen wiedergefunden, sei es auf der Bühne oder auch hinter den Kulissen. Von diversen Hausdamen, Krankenschwestern, Müttern, Tanten und Ehefrauen, über Kostüme, Requisiten, Maske, Bühnendekoration, Malerei und Marketing, bis hin zu ein paar Jahren im Vorstand.
Aber es gab immer noch zwei große Rollen, vor denen ich mich gescheut habe: Regie und Gesamtleitung. Beides Aufgaben mit einem hohen Maß an Verantwortung, die in meinen Augen immer besser bei den „alten Hasen” aufgehoben waren.
Als mittlerweile beinahe „Dienstälteste“, die im nächsten Jahr bereits das zwanzigste Bühnenjubiläum feiert, musste ich dann im Jahr 2021 doch einsehen, dass ich durchaus zum alten Eisen gehöre. Und nach all den Herausforderungen, Änderungen, Neuerungen und Verbesserungen, die die Corona-Jahre im TheaterLaien mit sich gebracht haben, sowie der Unterstützung meiner lieben Ensemblekollegen/Freunde und unseres großartigen Vorstands, sah die Gesamtleitungsaufgabe plötzlich gar nicht mehr so groß und furchteinflößend aus.
Noch dazu hatte ich von Melanie Eckrodt eine ausführliche Dokumentation erhalten, dass ich im Grunde bereits an Tag 1 eine ziemlich genaue Idee hatte, was wann zu tun, zu bestellen, anzumelden und zu koordinieren ist. Und bekanntlich wächst man ja an seinen Aufgaben.
Und so kann ich dann auch meine Gesamtleitungspremiere als erledigt abhaken. Und nach dem Stück ist ja bekanntlich vor dem Stück. Die Arbeiten für unser Frühjahrsprojekt, „Die Bluthochzeit“ von Federico García Lorca, laufen schon seit einigen Monaten, und Oliver Schürmann (Regie) und ich (Gesamtleitung) haben bereits für das kommende Wochenende zum Vortreffen geladen, das Ensemble steht, die Textbücher sind gedruckt. Es kann also nach einem kurzen Durchatmen direkt weitergehen.
Und danach? Nächster Stopp: Anika Winter im Regiestuhl? Nun… Lassen wir uns überraschen.
Anika Winter, Gesamtleitung
Der Portier
2019 spielte ich in „Weekend im Paradies“ einen vollkommen verschlafenen Polizisten. Daher erwartete ich nicht, in unserem Theater noch einmal eine solche Rolle aufs Auge gedrückt zu bekommen. In meinem siebten Stück bei dem TheaterLaien sollte es anders kommen.
Die Rolle des Portiers wird als „gelangweilt von seinem Job“ und „ständig müde“ beschrieben. Insofern gehören gelegentliches Einnicken und ständiges Gähnen einfach dazu. Letzteres verlangt auch den anderen Schauspielenden Besonderes ab, denn bekanntlich ist Gähnen ansteckend.
So kam es immer wieder vor, dass das Ensemble in kollektives Gähnen verfiel, sobald der Portier auf der Bühne seinen Job tat. Für mich, der die Müdigkeit des Portiers auf die Bühne bringt, waren die Proben in der Hinsicht herausfordernd, gleichzeitig konzentriert und möglichst überzeugend zu spielen ohne dabei die Müdigkeit zu sehr von mir Besitz ergreifen zu lassen. Dabei gab es genügend Proben, bei denen mir das eine oder das andere nicht gelang.
Auch wenn der Portier nur eine kleine Rolle spielt, ist er über lange Strecken des Stücks einfach auf der Bühne und muss sich beschäftigen. Sind Sie nur ins Theater „mitgeschliffen“ worden? Zählen Sie doch einmal, wie oft der Portier gähnt, Briefe hin & her räumt, Schlüssel an- & abhängt sowie halb oder komplett einschläft.
Ich hoffe jedoch, diese Art von Beschäftigung wird bei unserem Stück nicht nötig sein und wünsche Ihnen viel Spaß!
Marcel Witte,
der gähnende Portier
Erich Kästner
Erich Kästner wurde 1899 in Dresden geboren. Bereits in seinen 20ern hatte er seine ersten Werke veröffentlicht, sein bekanntes und bis heute beliebtes Kinderbuch Emil und die Detektive veröffentlichte er mit 30 Jahren. Fünf Jahre später, im Jahre 1934, folgte unser wunderbares Stück „Drei Männer im Schnee oder das lebenslängliche Kind“.
Jedoch wurde ihm nicht lange darauf seine Kritik am nationalsozialistischen Regime zum Verhängnis und seine Werke, bis auf Emil und die Detektive, wurden als “wider den deutschen Geist” verbrannt.
Gleichzeitig wurde ein de facto Publikationsverbot gegen ihn verhängt. Das konnte den Schriftsteller auf dem Höhepunkt seiner Produktivität jedoch nicht stoppen und so veröffentlichte er einerseits über einen Schweizer Verlag, andererseits unter dem Pseudonym Robert Neuner.
Auch das Theaterstück Drei Männer im Schnee – zunächst publiziert unter dem Titel Das lebenslängliche Kind – war bereits während des bestehenden Publikationsverbots ein voller Erfolg. Er schrieb den Stoff zunächst in Romanform, basierend auf seiner eher düsteren Kurzgeschichte Inferno im Hotel, die er bereits 1927 im Berliner Tageblatt veröffentlicht hatte.
Zwischen 1935 und 1974 wurden in verschiedenen Ländern Filme basierend auf Kästners Vorlage gedreht, von Frankreich und Schweden, über das heutige Tschechien, die USA, Österreich und zuletzt, im Jahre 1974, in Deutschland. Auf der anderen Seite feierte im Jahre 2019 eine Operette, ebenfalls unter dem Titel „Drei Männer im Schnee“, in München ihre Uraufführung.
Und wie Sie, verehrtes Publikum dem Beitrag von Oliver Schürmann auf Seite 10 in diesem Programmheft entnehmen können, hat die Geschichte des ollen Schlüter auch im Jahre 2022 nichts an Aktualität und Bedeutung verloren.
Anika Winter
Im Geiste der Zeit
„Drei Männer im Schnee oder das lebenslängliche Kind“, eine Komödie die bereits 1934 entstand, könnte als „alter Schinken“ bezeichnet werden, ist jedoch aktueller denn je.
Besser noch könnte man die Hauptperson Geheimrat Schlüter als Vorreiter heutiger elitärer Personen bezeichnen. Schlüter ist ein Firmenmagnat, ein Multimillionär, sprich ein Geissen, Musk oder Lugner vergangener Zeiten, der Urlaub in Kreuzkirchen, dem heutigen St. Tropez oder Monaco macht.
Hierbei möchte er als Millionär unerkannt bleiben und geht schäbig gekleidet durch den Portier auferlegten Arbeiten nach. Daraus musste unweigerlich das Erfolgsformat „Undercover Boss“ entstehen.
Eine im Hotel wohnende Dame hat ein Auge auf mehrere Herren geworfen, wer denkt da nicht gleich an „Die Bachelorette“ und dass sich ein junges Paar am selben Tag kennenlernt, verliebt und kurz darauf verlobt, gemahnt stark an „Hochzeit auf den ersten Blick“.
Während sich die heutigen Millionäre mit Yachten, Villen, Autos umgeben, mag Schlüter siamesische Katzen. Hierdurch fühlte sich sicherlich auch Paris Hilton inspiriert, die kaum ohne ein entsprechendes Pendant – Chihuahua, Pomeranian o.ä. – zu sehen ist.
Zudem sammelt er Briefmarken, woraus sich nunmehr das Sammeln von Louis Vuitton Handtaschen oder Giuseppe Zanotti Sneakern entwickelt hat.
Verschiedene Verwicklungen und Missverständnisse machen den Protagonisten des Stückes das Leben nicht immer einfach. Dies mag daran liegen, dass private Informationen ausschließlich telefonisch oder zweideutig mündlich übermittelt werden.
Dies haben glücklicherweise im Laufe der Zeit schlaue Füchse erkannt und WhatsApp, Instagram und Konsorten entwickelt, um Wichtiges direkt, unwiderruflich und für alle Interessenten und Nichtinteressenten schwarz auf weiß oder bunt zu übermitteln.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich die Schlüters und ihre Mitstreiter von damals kaum von den aktuellen unterscheiden. Sie sind nur heute bunter, lauter, schneller, präsenter, aber eben auch Kind und lebenslänglich.
Sie sehen also, verehrtes Publikum, wer sich ein wenig näher mit der Tiefe der Charaktere beschäftigt, zwischen die Zeilen schaut und den Zeitgeist der Komödie versteht und auf sich wirken lässt, erkennt, dass ohne dieses geniale Stück die Welt heute eine andere sein würde…
Oliver Schürmann
Tapetenwechsel
Wir schreiben das Jahr 2022 und der Klimawandel ist voll im Gange. Ich möchte hier nicht politisch werden – auch wenn Kunst durchaus politisch sein darf und soll – aber wir müssen alle unseren Beitrag zum Erhalt unseres Planeten leisten. Auch als Theater. Und tatsächlich arbeiten wir schon von Beginn an im Sinne der Nachhaltigkeit. Zugegeben, das Ganze geschieht ebenfalls im Sinne der Vereinskasse, aber der Effekt ist der gleiche.
Angefangen bei der Bühnenausstattung. Aufmerksame Zuschauer:innen können zum Beispiel von Stück zu Stück beobachten, wie Möbelstücke und Bauteile wie unsere Bühnenwände hier und da immer wieder auftauchen. Das Sofa, das Sie heute Abend auf der Bühne gesehen haben? Es hatte bereits zuvor große Auftritte in „Fünf Frauen und ein Mord“ (2018) und in dem Krimi „Und dann gab’s keines mehr“ (2019). Die Schwingtür, die heute den Eingang in das Grandhotel Kreuzkirchen darstellt, wurde eigens für das ursprünglich für 2020 geplante und im Frühjahr 2022 aufgeführte Stück „Es war einmal ein Bahnhof“ gebaut.
Unser aus zweiter Hand gekaufte, möglicherweise antike Rezeptions-Tresen hat zwar dieses Wochenende seine Bühnenpremiere, wird aber garantiert nicht seinen letzten großen Auftritt gehabt haben.
Auch beim Thema Requisiten wird nichts für einmalige Verwendung angeschafft. Was der Fundus nicht hergibt, findet sich vielleicht bei den Darstellern zu Hause (da wird auch mal für ein paar Wochen das heimische Bücherregal ausgeräumt und ans Theater verliehen – danke, Jörg!). Was niemand daheim hat, wird wenn möglich gebraucht besorgt. Und erst als letzte Lösung werden Dinge neu gekauft.
Und manche Kostüme finden ihren Weg auch über die Jahre immer mal wieder zu den gleichen Darstellern zurück. Die Portieruniform hatte Marcel Witte schonmal genau so in „Außer Kontrolle“ (2018) an und Frau Mensings Pelzmantel (natürlich nicht neu gekauft) habe ich – Anika Winter – das erste Mal vor 12 Jahren als Mevrouw van Daan in „Das Tagebuch der Anne Frank“ getragen.
Nach 31 Jahren Theatergeschichte können Sie sich vermutlich gut vorstellen, dass unser Fundus sich über mehrere Dachböden, Kellerräume und Gartenhäuser erstreckt, aber mit einem guten Plan, wo was verstaut ist, findet sich auch Julias Nachthemd aus „Romeo und Julia“ (2005) oder der künstliche Kaktus aus „Der Nackte Wahnsinn“ (2010) bei Bedarf wieder.
Und bei diesem Stück haben Sie das erste Mal die Möglichkeit, unser Programmheft auch in digitaler Form statt auf Papier zu lesen – ein weiterer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
Anika Winter
Neue Mitglieder
Ein Verein lebt von der Vielseitigkeit seiner Mitglieder. In den letzten Monaten haben wir wieder einige neue Mitglieder aufnehmen können, die Sie in Zukunft auf der Bühne sehen werden. Eines der neuen Vereinsmitglieder schreibt von seinen Erfahrungen:
Mein Name ist Ira Süßenbach und ich bin 33 Jahre alt. Ich habe in meiner Schulzeit zum ersten Mal bei einem Theaterstück mitgemacht und habe sofort Gefallen daran gefunden.
Dieses Jahr im März habe ich mich entschlossen, es zu meinem Hobby zu machen. Ich habe im Internet nach einer Theatergruppe gesucht und bin so zum TheaterLaien gekommen.
Ich wurde ziemlich bald zu einer Probe eingeladen und sofort herzlich aufgenommen. Ich kann bei den Proben den Alltag vergessen und in eine „andere Welt“ eintauchen. Im aktuellen Stück, Drei Männer im Schnee, spiele ich einen Hotelgast.
Meine Rolle ist eine etwas dumme Dame, die dort einen romantischen Urlaub mit einem Regierungsrat verbringt.
Ich freue mich schon sehr auf die Aufführungen im November in der Aula im Mädchengymnasium Borbeck und im Dezember auf der Rü-Bühne.
Ihre Ira Süßenbach
Vorschau 2023
Unser nächstes Stück im Frühjahr 2023 ist bereits in Planung. Hier ein kleiner Vorgeschmack auf „Die Bluthochzeit“ von Federico García Lorca.
Die Mutter des Bräutigams sieht der Hochzeit ihres Sohnes mit der ehemaligen Verlobten eines Mitgliedes einer verfeindeten Familie, die für den Tod ihres Mannes und ihres anderen Sohnes verantwortlich war, mit Sorge entgegen.
Die Braut scheint zur Hochzeit bereit, jedoch nicht vollends glücklich zu sein. Ihr ehemaliger Verlobter scheint mit seiner familiären Situation nicht zufrieden zu sein.
Weitere Angehörige, Bedienstete, Nachbarn helfen, den Schein wahren zu können, wirken jedoch unbeabsichtigt als Katalysatoren.
Alle treffen gezwungen zwanglos bei der Hochzeit aufeinander, an deren Ende die Braut verschwunden ist. Die Hochzeitsgesellschaft, allen voran der Bräutigam, machen sich auf, sie aufzuspüren.
Das Schicksal in persona greift ein und am Ende der vermeintlich erfolgreichen Suche werden zwei Leichen gefunden.
Sie stellen Tradition und Traditionsbewusstsein, Moral und Stolz in Frage und zeigen, dass der Versuch, aus diesem starren Rahmen auszubrechen und sich abseits davon einfach nur zu lieben, mit Blut teuer bezahlt werden muß.
Oliver Schürmann
Regisseur „Die Bluthochzeit“