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Mord inklusive

Ein Kriminalstück in drei Akten von Thomas Krieger

Aufführungen am 18. und 20. März 1996
in der Aula der Geschwister-Scholl-Realschule,
Essen

Eigentlich sollte es nur ein netter Ausflug von Liverpool in eine bessere Wohngegend von London sein, wo Fred Wonner seinen alten Studienkameraden Frank Blueford besuchen wollte. Dieser hatte ihn nämlich eingeladen, und Fred freute sich sehr auf dieses Treffen, denn die beiden hatten sich seit mehr als zwanzig Jahren nicht mehr gesehen. Doch dann kam alles ganz anders: Franks alter Butler wollte ihn erst gar nicht ins Haus lassen und sagte immer, sein Herr wäre nicht da. Auch der eilends herbeigerufene Inspektor Muffanio konnte nicht helfen: Frank Blueford blieb verschwunden. Mit Hilfe des Rechtsanwaltes Dr. Pudderoy werden alle Verwandten herbeigerufen, so z.B. die beiden zänkischen Ex-Männer Franks verstorbener Schwester, die sich keine Gelegenheit entgehen lassen, zu streiten und sich gegenseitig zu provozieren, ihre beiden so unterschiedlichen Töchter, die eine emanzipiert, selbstbewusst und forsch, die andere zurückhaltend und sehr schüchtern, und der Bruder Franks, ein ganz seltsamer Zeitgenosse, der in einschlägigen Kreisen hinlänglich bekannt ist. Nach und nach werden immer mehr Personen eingegliedert und spekulieren darüber, was mit Frank Blueford passiert sein könnte und teilen sogar das Erbe untereinander auf.

Inhalt

Erster Akt

Der 71-jährige Butler Henry ist mal wieder ganz alleine im Haus – sein Dienstherr Frank Blueford ist auf einer Geschäftsreise – und erledigt seine Hausarbeit, als er unerwartet Besuch bekommt: Fred Wonner, ein alter Studienfreund Bluefords, ist von Frank eingeladen worden und nun mehr als verwundert, dass dieser nicht da ist. Schnell ist Wonner davon überzeugt, dass Blueford ermordet wurde und ruft die Polizei herbei. Der Polizeibeamte Inspektor Muffanio weiß nicht, wem er glauben soll – Henry oder Fred Wonner. Schließlich rufen sie noch den Anwalt Franks, Dr. Puddaroy herbei. Da Wonner weiterhin darauf besteht, dass Blueford etwas zugestoßen sein muss, beschließen Muffanio, Puddaroy und Wonner das Testament in Anwesenheit aller Verwandten zu öffnen.

Zweiter Akt

Zwei Wochen sind vergangen, von Frank Blueford gibt es noch keine Spur. Seine Verwandtschaft – zwei zänkische Schwager mit ihren höchst unterschiedlichen Töchtern sowie ein sehr zwielichtiger Bruder – und eine weitere Studienfreundin, Catherine Sillitoe, warten mit Henry, Muffanio und Wonner auf die Testamentseröffnung durch Dr. Puddaroy. Doch gerade als der letzte Wille vorgelesen wurde, taucht der vermeintlich Tote quicklebendig auf. Aufgrund der Vorfälle verkündet er, sein Testament ändern zu wollen und seine habgierige Verwandtschaft zu enterben. Nachdem sich beinahe alle auf ihre Zimmer zurückgezogen haben und sich Julia Thorn, eine Nichte Bluefords, und Dr. Puddaroy gerade ein wenig näher kommen, stürzt Fred Wonner herein und berichtet, dass er gerade die Leiche Franks gefunden hätte.

Dritter Akt

Da alle Fenster und Türen fest verschlossen sind, muss sich der Mörder unter den Anwesenden befinden. Doch der einfältige Inspektor verdächtigt jeden, so dass es eigentlich kein Vorrankommen bei den Ermittlungen gibt. Während eines erneuten Streites zwischen Jack Aldridge und Tom Tempelton, den beiden Schwagern, erschlägt Tom Jack mit einer Büste. Doch seine Tochter erkennt schnell, dass für diesen Mord nur Tom in Frage kommt. Als Catherine ihr und Dr. Puddaroy berichtet, dass sie früher mit Fred zusammen war, aber dann ein Kind von Frank erwartete und sie ihm heute Abend nach 22 Jahren zum ersten Mal davon erzählt hat, fällt der Mordverdacht sofort auf Fred Wonner. Dieser gesteht schließlich unter Tränen, Frank ermordet zu haben, da er nicht begreifen konnte, dass dieser Catherine in ihrer damaligen Situation einfach im Stich ließ.

Thomas Krieger

Fotos

Besetzung

INSZENIERUNGNicole Remy
BERATUNGArnd Deterding
LEITUNGThomas Krieger
  
Frank BLUEFORD, reicher englischer GrundbesitzerMike Hillenbrand
HENRY, sein ButlerRené Böminghaus
Fred WONNER, ein alter Studienfreund von BluefordThomas Krieger
Inspektor MUFFANIO, Beamter bei Scotland YardMarc Hurlebusch
DR. Martin PUDDAROY, Anwalt und Freund BluefordsMarc Weitkowitz
Tom TEMPLETON, ein geschiedener Schwager BluefordsAndré Remy
Julia THORN, dessen TochterNadine Broll
JACK Aldridge, ein weiterer Schwager BluefordsCarsten Bach
MONIKA Aldridge, dessen TochterNicole Remy
CATHERINE Sillitoe, Studienfreundin von BluefordAndrea Werft
MARC Blueford, Bluefords jüngerer BruderDaniel Düring
DR. LIVINGSTON, GerichtsmedizinerMike Hillenbrand
Ein POSTBOTEJörg Weitkowitz
Zwei BEAMTE der SpurensicherungRené Böminghaus, Jörg Weitkowitz
  
TECHNIK UND BELEUCHTUNGDennis Kasten, Jörg Weitkowitz
MASKESabine Prause
BÜHNENBILDMarc Weitkowitz, Jörg Weitkowitz
GARDEROBE UND GETRÄNKEVERKAUFArne Kovac, Heike Rupp

Autor

Thomas Krieger

Thomas Krieger wurde am 18. November 1972 in Mülheim an der Ruhr geboren. Nach seiner Grundschulzeit besuchte er von 1983 – 1992 das Gymnasium Borbeck, wo er erstmals mit dem Theater in Kontakt kam. Zu dieser Zeit lernte er auch Oliver Schürmann kennen, mit dem er zusammen 1992 das „musikalische Kriminalstück ,Mord im Morgengrauen'“ schrieb, welches am 23. Juni 1993 in der Aula des Mädchengymnasiums Borbeck in Essen uraufgeführt wurde. Während seiner Grundwehrdienstzeit 1994/95 verfasste er sein erstes eigenständiges Theaterstück „Mord inklusive“. Dieses wurde am 18. März 1996 in der Aula der Geschwister-Scholl-Realschule in Essen-Borbeck uraufgeführt. Seit dieser Zeit versucht sich der Autor an mehreren Bühnenstücken und Romanen, ohne bis heute ein weiteres Werk vollendet zu haben. Dafür ist er weiter Laienschauspieler und spielte in der von ihm mitbegründeten Gruppe „TheaterLaien“ u.a. in Stücken wie „Cyrano de Bergerac“ und „Faust“ mit.

Thomas Krieger

Aus dem Programmheft

Foyer

Verehrte Zuschauerschaft!

Vor Ihnen liegt nun also ein Abend „Mord inklusive“.

Aber was erwartet Sie da? Ein Theater­stück von zum Teil ehemaligen Schülern aufgeführt, na und? So etwas gibt es doch sicherlich zu Hauf! Auch das Stück selbst glänzt nicht gerade durch stilistische Feinheiten, ist kein Feuerwerk der deutschen Literatur, und von dieser Sorte „Krimi“ gibt es wohl schon mehr als genug. Was ist also das besondere an diesem Stück? Bevor Sie aber nun wutentbrannt das Programm­heft in die Ecke werfen und sich schon wieder auf den Weg nach Hause machen, sollten Sie doch zunächst hier weiterlesen.

Es ist der Versuch einer Reihe von Leu­ten, etwas auf die Bühne zu bringen, was noch nie zuvor jemand gespielt hat, sein eigenes Talent unter Beweis zu stellen oder sich selbst etwas zu bewei­sen. Sicherlich hat jeder der (Möchte­gern)schauspieler so seine ganz eige­nen Vorstellungen gehabt, was er mit diesem Stück zu bewegen gedachte. An dieser Stelle möchte ich Ihnen gerne meine Beweggründe schildern:

Nach den Regiearbeiten zu „Der Dorfb­arbier“ (1992) und „Die pfiffige Magd“ (1994) wollte ich schon immer einmal auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Dank meiner nicht vorhandenen Sing­talente habe ich es also zum Wohl der Zuschauer bei einem Theaterstück bewenden lassen. Dass es bei der Rolle des Schauspielers nicht geblieben ist, liegt wohl zum einen daran, dass ich das Stück zu allem Überfluss selbst geschrieben habe, zum andern daran, dass auch die anderen Akteure bis auf wenige Ausnahmen über die Proben hinaus nicht die Zeit hatten, sich um organisatorische Dinge zu kümmern.

„Wat lehrt mich dat?“ Es ist noch viel mehr Arbeit, ein Theaterstück zu orga­nisieren, als man im ersten (und auch im zweiten) Moment glaubt. Von Büh­nenbild über Schminke und Licht bis hin zu Videokameras, Beschallung und Kostümen, über Requisiten und Wer­bung bis zum Kartenvorverkauf, alles will organisiert werden. Und so musste ich schon ziemlich bald feststellen: Ohne Arne geht es nicht. Dass dann doch noch (fast) alles rechtzeitig geklappt hat, ist vor allem den aufopfe­rungsvollen Marc und Jörg Weitkowitz sowie Nicole Remy zu verdanken, die zum Schluss quasi im Alleingang alle Schwierigkeiten meistern konnten.

Zu einem gelungenen Abend können aber in erster Linie Sie beitragen: Bedenken Sie bei Ihrem Applaus, dass hier nur Amateure auf der Bühne ste­hen, die nie zuvor etwas ähnliches gemacht haben und vielleicht nie wie­der auf der Bühne stehen werden. Bewerten Sie die Arbeit so, wie Sie ist! Vielen lieben Dank fürs Kommen.

Ihr Thomas Krieger

In guter Tradition

Bei Thomas Kriegers Dreiakter ist nicht nur „Mord inklusive“.

Der Autor zeichnet eine spannende, etwas verworrene Familienstory aus dem alten England und flicht in Cha­raktere und Dialoge so gut wie jeden namhaften Mitwirkenden britischer Kri­minalromane ein. Da werden Erinne­rungen wach an die „gute, alte Zeit“, in der ein Sherlock Holmes pfeiferau­chend oder ein Hercule Poirot den Bart zwirbelnd auch den raffiniertesten Bösewichten auf die Schliche kommen. Zum einen zeigen die Figuren Eigen­schaften und Wesenszüge berühmter Vorbilder, so Fred Wonner, der nichts auf die fachlichen Qualitäten eines Inspektors von Scotland Yard gibt, son­dern energisch wie Miss Marille hinter das Geheimnis des Verschwindens sei­nes Freundes Frank Blueford zu gelan­gen sucht. Julia Thorn hingegen ver­sucht sich zuweilen im mehr oder weni­ger genialen Kombinieren á la Sherlock Holmes, und selbst des eilig herbeige­rufene Notarzt Dr. Livingston glaubt, wichtige Schlüsse ziehen zu können und erinnert in seiner neunmalklugen Art an moderne Gerichtsmediziner wie Dr. Quincy.

Doch lässt der Autor es nicht dabei bewenden, den Figuren bestimmte Eigenschaften zuzuschreiben. Vielmehr gewinnen sie im Laufe des Stückes eine gewisse Eigenständigkeit und versu­chen, über die ihnen vom Autor zuge­wiesene Rolle hinauszuwachsen. So sieht sich Inspektor Muffanio, der in seinem knubbeligen Trenchcoat besten­falls einen schusseligen Columbo abgibt, als „der große Inspektor Muffa­nio von Scotland Yard“. Und Dr. Pud­daroy versteht sich keineswegs nur als biederer Testamentsvollstrecker, son­dern proklamiert für sich, die Aufrech­terhaltung von Recht und Ordnung zu überwachen, und weist dabei den impulsiven Wonner genauso in die Schranken wie den inkompetenten Muffanio.

Kurz und gut: Julia Thorn sagt an einer Stelle „Jeder verdächtigt hier jeden, und das ergibt eine kribbelnde Stim­mung“, und man möchte ergänzen: Jeder stochert nach seiner Façon in den Zusammenhängen herum und produziert so Verwirrung bei den handelnden Figuren, beim Zuschauer herrliches Amüsement.

André Remy

Presse

Der Mörder ist der beste Freund

Theatergruppe beeindruckt mit selbstgestricktem Krimi

In der Pause wurden Wetten abgeschlossen: „Wer ist der Mörder?“ fragten sich die zahlreichen, zumeist jugendli­chen Gäste in der Geschwi­ster-Scholl-Schule, die gekom­men waren, um „Mord inklu­sive“ gebannt zu verfolgen.

Geschrieben hat das Stück der junge Thomas Krieger, der schon Regiearbeiten zu „Der Dorfbarbier“ (1992) und „Die pfiffige Magd“ (1994) über­nommen hatte. Jetzt stand er außerdem – wie es sich zum guten Schluß herausstellte – als Mörder des reichen Grund­besitzers Frank Blueford auf der Bühne.

Doch zurück zu den Anfän­gen: Frank Blueford, über­zeugend gespielt von Mike Hillenbrand, scheint ver­schwunden. Seinen lethar­gischen Butler Henry (René Böminghaus) stört das wenig. Ist Blueford doch häufig tage­lang außer Haus! Doch Fred Wonner (eine Glanzrolle für Thomas Krieger), ein Studien­freund Bluefords, glaubt an Franks Tot. Das ruft den schnoddrigen und gleicher­maßen inkompetenten Inspektor Muffanio (prima: Marc Hurlebusch) und Franks Anwalt Dr. Martin Puddaroy (die Gerechtigkeit in Person mimte Marc Weitkowitz) auf den Plan. Schließlich trom­meln sie die ganze habgierige Familie zusammen, um das Testament zu öffnen. Doch in dem Moment – der Zuschauer ahnte es bereits seit einiger Zeit – taucht der Verschwun­dene wieder auf – und wird wenig später tatsächlich er­mordet. Eine uralte Geschich­te über Liebe und Eifersucht führte bei dem Mord Regie.

Vier Monate lang hatten die jungen Mimen für den Dreiak­ter gelernt und geprobt, mit Erfolg: Die schauspielerische Leistung war hervorragend. Auch die Story, nach dem Strickmuster englischer Kri­mis gewirkt, war durchaus vielversprechend. Nur der er­ste Akt hätte vielleicht etwas gestrafft werden können.

Borbecker Nachrichten vom 21.03.1996

Bühne frei

für das Kriminalstück „Mord inclusive“ heißt es am Montag und Mittwoch, 18. und 20. März, jeweils um 19.30 Uhr in der Aula der Geschwister-Scholl-Realschule an der Hülsmannstraße 46. Seit gut vier Monaten arbeiten zwölf jugendliche Akteure aus dem Großraum Borbeck daran, das von einem der Beteiligten – Thomas Krieger – geschriebene Theaterstück in Szene zu setzen. Die Geschichte spielt im England der 60er Jahre, und in guter alter Krimi-Manier wird kaum ein Klischee ausgelassen: Da gibt es neben dem tranigen Butler Henry und dem konfusen Inspektor Muffanio jede Menge intriganter Verwandter, die es alle auf das Erbe des reichen Mr. Blueford abgesehen haben. Die engagierten jungen Schauspieler versprechen ihrem Publikum einen kurzweiligen und spannungsgelade­nen Abend. Karten zum Preis von sechs, ermäßigt vier Mark, sind an der Abendkasse und im Vorverkauf bei den Borbecker Nachrichten, im Gymnasium Borbeck, bei Nicole Remy (Tel. 66 15 91) oder Arnd Deterding (Tel. 60 68 60) erhältlich.

Borbecker Nachrichten vom 14.03.1996